von Bianka Boock

Sieben Learnings für Unternehmen von der IFRA World Publishing Expo und DCX Digital Content Expo

von Bianka Boock

Die IFRA World Publishing Expo und DCX Digital Content Expo, die gegenwärtig in Berlin stattfinden, adressieren zwar überwiegend Fachbesucher aus der Zeitungs- und Medienindustrie, jedoch vermitteln die Veranstaltungen auch spannende Learnings für Unternehmen, speziell im IT-Bereich. Wir haben uns am ersten Messetag umgesehen und fassen nachfolgend einige Erkenntnisse zusammen – „sieben auf einen Streich“:

  1. Allen technischen Innovation voran sollten Ethik und Verantwortung stehen.
    Es geht nicht um ein „schneller, größer, weiter“ bzw. ein Mehr allein. „Data is our friend, Data can be our enemy“, sagte Michael Golden, Former Vice Chairman der New York Times und President WAN-IFRA. Er gab in seiner Keynote zu bedenken, dass das Smartphone das beste Spionagegerät aller Zeiten sei und sprach von einer Bedrohung, „die wir ernst nehmen müssen“. Er forderte die Medienvertreter auf, die Geschichte zu erzählen, was Technologie ermöglicht und was Unternehmen machen. Ziel: die Welt darauf hinzuweisen, damit sich jeder seine Meinung bilden können. Für Unternehmen bedeutet das, bei der Entwicklung und Nutzung neuer Produkte verantwortungsvoll zu handeln.
        
  2. Das herkömmliche Marketing ist tot.
    Die Welt hat sich gewandelt. Unternehmen, die vorrangig über ihre Produkte und Leistungen sprechen, wirken wie ein Macho, der sich plump aufdrängt. „Marketing is like a flirt“, erläuterte Verkaufstrainer Stephan Heinrich. Sein Rat: „Flirt first, sell later!“. Die Unternehmen sollten zuerst darüber nachdenken, was ihre Zielgruppen wollen, dann darauf eine Beziehung aufbauen und erst bei entsprechender Reife verkaufen. An die Zielgruppe denken und Mehrwert bieten, sollte also vorn stehen.

  3. Kontext ist wichtiger als Reichweite.
    Storytelling via Location based Content und Technologien wie iBeacons, Eddystone, NFC oder Geofence bietet spannende Ansätze. Es kommt nicht darauf an, möglichst viele Kunden mit möglichst vielen Botschaften zu erreichen, wie Michael Wolf, CEO der wingu GmbH, sagte, sondern es geht um den Kontext, sie zum Beispiel exakt in der Entscheidungsphase auf den richtigen Wegen mit den passenden Informationen zu versorgen.

  4. Besser Hausaufgaben erledigen als dem „neuesten Schrei“ folgen!
    Die Vielfalt der Lösungen, welche Unternehmen den Medien auf der Messe anboten, war groß. Sie reichte von Content-Management-Systemen über Location Based Services bis hin zu diversen Distributionsplattformen, die sich künstlicher Intelligenz bedienen. Es war schon fast erdrückend, zu erleben, wie viel verschiedene Dinge im Prinzip möglich sind. Doch es geht gar nicht darum, möglichst viel davon zu implementieren und unbedingt in sämtlichen Punkten auf dem neuesten Stand zu sein. In Vorträgen anbieterunabhängiger Referenten und in Diskussionen wurde deutlich, dass es weitaus wichtiger ist, die Hausaufgaben zu erledigen. Das heißt, Unternehmen müssen nicht gleich nach der Weltherrschaft streben, sondern können auch sehr gut damit fahren, erst einmal die „tief hängenden Früchte“ zu ernten.

  5. Weniger ist oft mehr.
    Bei Präsentationen bloß keine ausufernden Firmendarstellungen! Es ist enttäuschend, wenn Interessenten – angezogen von einem interessanten Vortragstitel – kommen und sich erst einmal zehn Minuten oder länger Erklärungen über das Unternehmen anhören müssen. Stattdessen wirken drei, vier prägnante Aussagen à la „Ich bin …, ich arbeite in der Firma xy als und wir beschäftigen uns mit …“ wie ein klares Statement. Wer dann direkt zum Thema kommt, unterstreicht seine Kompetenz. Pure Information, statt verwässernde Botschaften!

  6. Auch von anderen Branchen lässt sich lernen.
    Die Komplexität bringt es oft mit sich, dass jeder den Blick allein auf seine Branche richtet. In Bezug auf die vielfältigen Angebote für die Medienindustrie fiel aber auf, dass es ähnliche Angebote zum Teil bereits in anderen Bereichen gibt, zum Beispiel im E-Commerce. Der Blick in die Entwicklungen dieser Branchen hinein kann helfen, scheinbar neue Entwicklungen besser einzuschätzen.
       
  7. Gehen Sie hinaus, schauen Sie sich um!
    Auch wenn die Arbeit sich auftürmt und es auf den ersten Blick nur Zeit, Geld und Mühe kostet, verlassen Sie ab und zu Ihr alltägliches Arbeitsumfeld! Besuchen Sie Veranstaltungen wie Messen und Kongresse, hören Sie zu und tauschen Sie sich mit anderen Menschen aus! Im Internet lässt sich zwar vieles nachlesen, sehen und erledigen, aber Begegnungen 1.0 vermitteln auch die ein oder andere Komponente darüber hinaus.

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